Auto-portrait de H. Schlagen avec un poème – Photographie digitale, 2017

Ich bin der Vogel der niemals gelebt.

Ich bin das Schicksal, dass die Fäden webt.

H. Schlagen

Je suis l’oiseau qui n’a jamais vécu.

Je suis le destin qui tisse les cordes des liens.

Photographie digitale de H Schlagen; Auto-portrait dadaïtique 2017.

Il l’a titrée: Mon animal de compagnie. 

Crédit photo et poème H. Schlagen


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Text von Yoannick Ysebaert – Kunsthändler und Kurator, Orford, Kanada
Übersetzung: Tom Beege, Kurator, Hamburg

Henning Schlage (1959), genannt H Schlagen

Meine erste Begegnung mit Hennings Kunst war faszinierend; es waren seine
Tusche- und Federzeichnungen, die meine Aufmerksamkeit erregten.
Sie wirken wie CoBrA, aber sie sind es nicht. Cobra ist hauptsächlich und vor
allem eine ästhetische und scheinbar kindlich-verspielte Kunstform in
Verbindung mit einer ziemlich interessanten Auflehnung gegen die
abstrakten Strömungen ihrer Zeit. H Schlagens Arbeiten mit schwarzer Tinte
auf Papier, die hier und da einen farbigen Akzent besitzen, sehen wegen ihrer
starken expressionistischen Formen und ihres spielerischen Charakters auf
den ersten Blick aus wie CoBrA, jedoch sind sie sehr viel reifer und
detaillierter. Sie haben mehr mit den anatomischen Skizzen der Renaissance
oder den barocken Vorzeichnungen für die großen Fresken gemein, sie
besitzen sogar Ähnlichkeit mit den dekadenten Wandzeichnungen, die auf
den braunroten Wänden des alten Pompeji gefunden wurden. Und doch geht
sein Werk viel weiter als diese.

Seine Werke sind politisch, religiös und philosophisch, sogar pamphletartige
Äußerungen über die tägliche Routine, eine klare, spielerisch dadaistische,
sarkastisch-humorige Auseinandersetzung mit den gegenwärtigen Tendenzen
in der Welt. Andere Werke verweisen auf die jüngere Vergangenheit, die gute
alte Zeit des Rock, Pop und Jazz, den Hippiekult, die psychedelischen und
orientalischen Philosophien. Seine blutigen Szenen und die beängstigenden
Motive und Themen lassen einen wissend lächeln; und es steckt mehr in
ihnen als man sehen kann, denn er ist auch ein genauer Beobachter. Er macht
mit wenigen Feder- oder Farbstrichen das Hässliche schön, indem er auf eine
grandiose Art mit den Motiven jongliert, um seine schwierigen und
verstörenden Botschaften auszudrücken. Auf eine kluge Art spielt er mit
Winkeln, dem Layout und den Perspektiven der “mise en scène”, so wie es die
großen Filmregisseure machen, um Spannung, Zärtlichkeit oder Horror
hervorzurufen. Er meistert das Umgrenzen seiner Themen, als würde man einoder
auszoomen. Man bekommt das Gefühl, als würde man sich mit den
Fahrten der Kamera auf- oder abbewegen. Manchmal erinnert mich seine
Kunst an die dunklen futuristischen Filme des frühen deutschen
Expressionismus oder die frühen SciFi- und surreal-fantastischen Filme der
französischen Belle Époque und der Phase des Art-Déco.

Seine Porträts sind raffinierte Grotesken; sie sagen, was sie sagen müssen. Es
sind brutale und direkte Darstellungen von Tod und Geburt, Freude und
Agonie, Gesundheit und Verletzung, und sie könnten ihre Entsprechungen im
Ausdruck der Gesichter in den Zeichnungen und Gemälden von Hieronymus
Bosch finden, obwohl einige der Figuren mit ihrem lockigen Haar eher
griechisch oder römisch wirken; manche Charaktere sind zu Göttern der
klassischen Mythologien mediterraner Zivilisationen erhoben. Die anderen,
kühn aufgefassten, sind rein expressionistische Gesichter, primitive Art Brut
aus der Expressionistischen Bewegung “Die Brücke”, noch andere wiederum
sind in einer kriegerischen Umgebung platziert und manche Figuren haben
ihre Gesichter hinter Gasmasken versteckt, wie im Werk des
bemerkenswerten Otto Dix. Die Ausarbeitung von Fehlfunktion,
Deformierung und gequälten Figuren und Charakteren in seiner Kunst steht
auch Francis Bacon nahe, ein Künstler, den er sehr bewundert.

Wenn er das Schwarz/Weiß verlässt, das Monochrome in den therapeutischen
Tusche- und Tintenzeichnungen, geht er in Farbstimmungen über und wird
offensichtlicher zu einem direkten Produkt seiner Generation und seiner
geologischen Herkunft: Ein rabiater Neo-Expressionist mit all der Heftigkeit
wilder und rauer, fauvistischer Farben; denn als er diese Phase der
Kunstbewegung durchlebte, schien dies bedeutend!

Er gehört zu den Neuen Wilden, aber er ist in dieser Bewegung nicht
stehengeblieben. In den jüngeren Werken schlüpft seine Evolution mit einem
interessanten Wechsel zu den fauvistischen und pastellartigen Farben von
Matisse-Derain in sein Werk. Das ist bemerkenswert, und die Images sind
Rubensnahe, ineinander verschlungene nackte Körper, die über die ganze
Leinwand verstreut sind und biblische Szenen wiederbeleben, die einer
erotischen Einrückung entspringen.

Die Motive nähern sich Werken wie Picassos “Raub der Sabinerinnen”, ich
bin mir aber nicht sicher, vielleicht ist er auch inspiriert von seiner Liebe zur
italienischen Kultur und von Meistern wie Antonio Domenico Gabbiana
(1652-1726) oder von den mythologischen Arbeiten Pietro da Cortonas
(1596-1669) und steht diesen näher?

Aber das ist nicht wichtig. Es gibt keinen Zweifel daran, dass es definitiv sein
eigener Stil ist und dass es eine eigenen Werke sind.

Einige dieser neuen Werke scheinen seine Ambitionen zu offenbaren,
monumentale Fresken für Decken und Wände neuer, fremdartiger Tempel von
noch zu erfindenden neuen Religionen oder Philosophien zu schaffen. Die
neue Farbpalette von H Schlagen erhält und vermittelt eine zusätzliche
Dimension des Raumes, in dem seine Figuren schweben, und die Stärke der
Barock-Rokoko-Linien, die mit optimistischem Strich niedergelegt werden,
lassen für die Zukunft dieses abseitigen Ansatzes Gutes erwarten.
Seine jüngsten Werke stehen stilistisch in Kontrast zu seinen roten und
schwarzen Zeichnungsserien aus den Jahren 2011-1012, aber philosophisch
gesehen drücken seine Farbtöne in Siena-Orange und Rot dieselbe Suche aus
und dasselbe soziale Unbehagen; seine Abscheu vor jeder Form von Heuchelei
und Faschismus und seine Wut gegen das Absurde, gegen die veralteten,
etablierten Strukturen der modernen Gesellschaft.

Sein Anliegen ist die Frage, wie man aus diesem Laufrad herauskommt? Seine
Sache ist das Denken, Berechnungen sind ein weiterer Halt für Henning.
Technologie, Konstruktion, Radio- und Fernseh-Wellen, Schalttafeln, Labore,
fremdartige Maschinen, Genmanipulation, Industrie-Anlagen, Waffen und
Computer bilden sein strukturiertes Chaos, und er steuert seine
Leidenschaften und Stimmungen durch diese Ideen, die gleichermaßen auf
Instinkt und Intellekt beruhen. Sein mathematisches Gehirn erschafft
regelmäßig abstrakte, minimalistische und sogar konzeptionelle Kunstwerke.
Seine ungebremsten Emotionen schaffen Kunstwerke, in denen erotische
Energie und geistige Freiheit die Herrscher sind, manchmal überwältigt von
Einsamkeit, Spannungen, eiserner Grausamkeit, Fragen geistiger Gesundheit
und Themen, die in extreme Unglücksfälle, Krankheit und die tägliche Dosis
von Gewalt umkippen können . Diese Figuren tragen ihre Kämpfe in dunklem
Rot-Ocker und grünbraunen Farbtönen aus, im täglichen Einerlei und der
Routine, und das alles bekommt und ergibt einen Sinn, indem es in sehr
präzisen schwarzen Linien ausgedrückt und geäußert wird, die über weiße
Tinte verlaufen, welche über die Figur wie ein grobes Trauertuch gelegt wird.
In seinen guten und optimistischen Stimmungen malt und zeichnet er
Flugzeuge, Cockpits im All, Piloten und Rockstars in leuchtend farbigem
Acryl oder Öl. Sie zeigen helles Gelb, Blau und jüngst auch pastellenes Pink,
Weiß und frisches Malachitgrün. In seinen aufgewühlten und ernsten
Stimmungen dunkeln seine Farben stark ab, manche seiner weißen Blätter
werden vollständig mit Schwarz bedeckt, und er benutzt auch unterschwellig
stärker konstruierte und tiefergehende Szenen auf großem Karton, Brettern
oder wiederbenutzten Schulheften. Diese bestreicht er mit vorher
präpariertem Klebstoff, um seine gesondert auf dickem braunem Papier
gemalten oder gezeichneten Szenen darauf zu kleben und dies alles dann wie
eine Collage auf einer mit Öl bemalten Leinwand anzubringen.

Könnte man denken, seine Interessen und Fähigkeiten enden hier? Nun,
überhaupt nicht, im Gegenteil. Er führt seine konstant kreativen Ideen immer
weiter, wenn es nichts mehr gibt, nachdem er Papier, Leinwand, Karton,
Stoffe, Geschenkpapier, Plastik oder Einkaufstüten aus Papier verwendet hat,
kann er auch Kekse oder Pommes Frites in seine Kreationen einfügen. Er
beginnt in Tische, Stühle oder Objekte wie Fernsehgeräte zu kratzen oder zu
ritzen, auf sie zu malen oder zu zeichnen, was Wolf Vostell vermutlich
neidisch werden ließe.

Er ist auch Fotograf, experimentiert mit Ton und sammelt Objekte mit der
Absicht Konzeptskulpturen, Installationen oder Objekte zu schaffen.
Tatsächlich hält er selten inne, und obwohl seine Themen sehr hart sind, ist er
ein positiver und optimistischer Mensch.

Ich glaube, seine eklektischen Interessen sind die einer Person, deren
Expertise eine bezeichnende Zahl an verschiedenen Themenkreisen berührt.
Er ist ein Universalgebildeter wie in der Zeit der Renaissance.


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